Adelberger Kornhaus
Wo heute die Stadtbibliothek untergebracht ist, hatte einst das Kloster Adelberg seinen Stadtsitz. Erstmals für das Jahr 1206 ist hier ein Hof urkundlich erwähnt, der in Göppingen gelegen, dem Prämonstratenserstift Adelberg geschenkt wurde. Der Bereich um den Adelberger Pfleghof stellt damit einen der frühen Siedlungskerne im Altstadtgebiet dar, die dann im Laufe des 13. Jahrhunderts zur Stadt Göppingen zusammengewachsen sind.
Von hier aus verwaltete das Kloster Adelberg seine Besitzungen in der Umgebung und lagerte unter anderem Getreide ein. Daher hat das heute noch bestehende Haus seinen Namen, nämlich Kornhaus. Es ist im Jahre 1514 von dem aus Zell unter Aichelberg stammenden Adelberger Abt Leonhard Dürr errichtet worden. An der zur Straße orientierten Giebelseite befindet sich das Wappen des Erbauers samt einer lateinischen Inschrift. Es zeigt einen dürren Baum, eine Anspielung auf seinen Namen. Die Buchstaben „A“ und „L“ stehen für das lateinische Wort „Abbas“, also Abt, und „Leonhartus“.
Das Gebäude befindet sich am östlichen Rand der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Altstadt innerhalb der Stadtbefestigung. Ursprünglich bestand die Adelberger Liegenschaft hier aus mehreren Gebäuden und sogar einer Kapelle. Nur der heutige Fachwerkbau hat sich erhalten.
Das beim Stadtbrand 1782 schwer beschädigte Haus wurde unter Verwendung der verbliebenen Mauern wiederhergerichtet. Seit 1981 befindet sich in dem renovierten Fachwerkhaus die Stadtbibliothek. Begründet hat dieselbe Dr. Aron Tänzer im Jahre 1911. Tänzer war der Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Göppingen und hat vielfältig für Kultur und Volksbildung in der Stadt gewirkt. Im Erdgeschoss der Stadtbibliothek erinnert bis heute eine Gedenktafel an ihn.