Die Heilig Kreuz-Kapelle bei der Oberhofenkirche

Dieses allein stehende Kapellchen wurde auch Totenkapelle oder schwäbisch “Boinerhäusle” genannt. Man hat darin wohl Tote aufgebahrt oder ihre Gebeine aufbewahrt. Vielleicht würden Grabungen erbringen,dass sich auch Gräber unter dem Bau befinden.

Erstmals 1431 erwähnt, also 5 Jahre vor dem Baubeginn der Oberhofenkirche, dürfte nach Meinung von Historikern die Kapelle noch viel älter sein. Jedenfalls ist sie das älteste Baudenkmal der Stadt.

Ihrer Form nach weist sie den Chor einer abgegangenen Kirche aus, nämlich einer Beerdigungskirche, der früheren Marienkapelle südlich der Oberhofenkirche. Dies bezeugt die früheste Abbildung auf dem Filstal-Panorama von 1535.

Lange Zeit fristete das Kapellchen ein eher trauriges Dasein als Lagerraum, bis es im Jahre 2007 einen Wachruf erhielt. Im Zuge der Oberhofen-Renovierung entschlossen sich Spender, vorallem die drei Rotary Clubs des Landkreises, den kleinen Sakralraum umfänglich zu erneuern, durch eine Glasfront den Innenraum mit dem Kreuzgewölbe mit einer Glastür erlebbar zu machen und die drei Fenster in den gotischen Fensterrahmen durch leuchtende künstlerisch gestaltete Gläser zu ersetzen. So leuchten sie bei Nacht von innen und bei Tag strahlt das Blau des hinteren Fensters – blau, die Farbe der Ewigkeit. Auch sie verdanken wir privaten Geldgebern, bis hin zu einem Gönner aus den USA.

Die Heilig Kreuz-Kapelle wird zu ständig wechselnden Ausstellungen vor allem junger Künstler und Künstlerinnen genutzt, sowie in der Passions- und Vorweihnachtszeit für Andachten.

Rechts von der Kapelle steht die Gräbertafel. Einige der Persönlichkeiten aus Göppingens Vergangenheit sind dort verzeichnet:

Unternehmerfamilien wie Schuler, Kübler, Wackler,die Dynastie Pfeifle vom Apostel-Hotel, Familie Dr. Landerer, Christophsbad und Mineralquelle, Dr. Friedrich v. Hartmann, Wundarzt im napoleonischen Krieg, die Demokraten Christian Seefrid und Johannes Betz.

Vor allem aber der Lehrer Rektor Otto Bauer, der Hermann Hesse auf der Lateinschule auf das Landexamen vorbereitete und von Hesse glühend verehrt wurde: “…der unsere enge, überfüllte Schulstube beständig aus seiner langen Pfeife vollrauchte, wurde mir für einige Zeit zum Führer, zum Vorbild, zum Richter, zum verehrten Halbgott…”, so Hesse in seinen Erinnerungen an die Göppinger Schulzeit.