Die Oberhofenkirche

Zweifellos ist diese doppeltürmige Kirche der Blickfang auf jedem Panorama-oder Luftbild unserer Stadt, sie ragt heraus aus dem Grün, das sie umgibt: der alte Oberhofenfriedhof, der Oberhofenpark südlich der Friedhofmauer, und östlich angrenzend die Mörikeanlagen.

Nähern wir uns der Kirche von Westen fällt die Asymmetrie der Portals auf. Sie rührt daher, dass die Kirche im Jahre 1436 auf Fundamenten der Vorgängerkirche errichtet wurde: man hat halt die Versetzung der Mauern gespart !

Die Vorgänger dieses für Göppingen so zentral bedeutsamen Bauwerks:
Oberhofen im Norden, Niederhofen im Süden über der Fils (das heutige Christophsbad). Und dieser Obere Hof war in spät-keltischer Zeit die Kultstätte des Sonnengottes Ziu, (übrigens einer der drei Plätze dieser Gottheit neben dem Hohen Rechberg und Lorch , dem Klosterbezirk). Man muß wissen:

Die Oberhofenkirche zu Göppingen ist die Urkirche des Filsgaus. Wo sie heute steht, befindet sich ein alter Siedlungs- und Kultort. In nachchristlicher Zeit errichteten die Römer eine „villa rustica“, sie ist bei Ausgrabungen in den 1980er Jahren gefunden worden und ihre Grundmauern sind heute noch unter dem Fußbodenbereich erhalten (nicht sichtbar).

Nach der Christianisierung durch die Franken entstand ein Holzkirchlein,später im 9.Jhdt. eine erste Steinkirche, der im 10.Jhdt. eine weitere, vergrößerte, nun erstmals geostet, folgte. 3 Jahrhunderte später wurde diese durch eine Romanische Basilika ersetzt und schließlich anno 1436 die heutige Kirche, von Graf Ulrich V. ,dem Vielgeliebten, veranlasst und errichtet; er gründet auch das Oberhofenstift, die Stiftsherren waren Laien, sie wohnten an anderer Stelle intra muros.

Wir haben es also mit nicht weniger als vier Vorgängerkirchen zu tun.

Die heutige Gestalt ist eine gotische Hallenkirche, im Innern irritieren die wie abgebrochen wirkenden Gewölbebögen, sie sind nicht etwa Opfer eines Brandes oder Zerstörung, sondern der Planänderung, statt ein dreischiffiges Kirchenschiff zu errichten(wohl Sparzwänge) bildete man das Längsschiff als eine Hallenkirche mit Spätrenaissance-Stuckdecke.

In der Kirche befinden sich 25 Epithaphe. Am bedeutendsten aber ist in der südlichen Eingangshalle das Hohenstaufenfresko, erst 1938 bei Renovierungsarbeiten entdeckt. Es zeigt die vornehmen Jungfrauen, die nach der Sage die Kirche gestiftet haben sollen. Das wichtigste Detail aber ist die einzig bekannte Darstellung der noch unzerstörten Hohenstaufenburg.

Das Ende des dreißigjährigen Krieges wurde 1650 mit einem großen Dankfest in der Kirche gefeiert, dem der heutige Maientag, das jährliche Heimatfest Göppingens entsprang.

Die außerhalb der Stadt liegende Kirche, früher auch für Wallfahrten genutzt, verlor an Bedeutung und wurde in den Napoleonischen Kriegen als Pferdestall entfremdet, bis im 19 Jhdt. ein Oberhovenverein zur Abhaltung des Württ. Sängerfestes 1836 die Herrichtung u.a. Öffnung der Fenster veranlasste; Ende des Jhdts. erhielt die Kirche wieder ihre ursprünglichen Spitz -Türme anstelle der Satteldächer.

Verlassen wir nun die Oberhofenkirche, so kommen wir südlich an einer Stele „Puls“ des Künstlers Christoph Traub vorbei, von dem auch die Grab-Skulpur links vom Kirchenportal stammt.

Puls als Sinnbild für das Weiterleben der Toten des alten Oberhofenfriedhofs in uns und der Ewigkeit.

Sodann wenden wir uns der Heilig Kreuz Kapelle zu, wo rechts eine Gräbertafel die Ruhestätten wichtiger Bürger und Familien verzeichnet.