Göppinger Schloss

Herzog Christoph von Württemberg hat Göppingen sein bemerkenswertes Schloss zu verdanken. Seit dem frühen 14. Jahrhundert gehörte Göppingen zu Württemberg. Somit war der jeweilige württembergische Herzog zugleich der oberste Stadtherr, wodurch klar wird, warum sich zahlreiche Herrscherpersönlichkeiten aus dem Hause Württemberg mehr oder weniger lang in Göppingen aufgehalten haben.

Speziell Herzog Christoph hatte eine enge Beziehung zu unserer Stadt. Er verweilte häufig zur Kur hier und suchte im hiesigen Sauerwasser Linderung seiner körperlichen Gebrechen. Das Christophsbad trägt bis heute seinen Namen. Um nun standesgemäß in Göppingen unterzukommen, gab er den Bau des bis heute bestehenden Schlosses in Auftrag. Über die mittelalterliche Vorgängeranlage, die sich an derselben Stelle in der Nordwestecke der Altstadt erhob und urkundlich im 15. Jahrhundert belegt ist, wissen wir so gut wie nichts. Das Renaissanceschloss Herzog Christophs hat die alte Burg völlig überlagert.

Das Schloss entstand in den Jahren zwischen 1556 und 1565. Der herzogliche Hofbaumeister Aberlin Tretsch aus Stuttgart zeichnete für den Bau verantwortlich. Damit erklärt sich auch die Ähnlichkeit des Göppinger Schlosses mit dem Alten Schloss in Stuttgart, wo Tretsch ebenfalls wirkte. Es handelt sich in Göppingen um eine einfache, vierflügelige Anlage mit Ecktürmen im Renaissancestil. Erschlossen wird das herrschaftliche Gebäude über ein großes Tor, das der Einlass für Wagen war und eine kleine Pforte für Fußgänger. Die Wandpfeiler überzieht reicher, plastischer Schmuck, in Gestalt von Füllhörnern, Meerweibchen, engelartigen Wesen und Blütenkelchen. Darüber sind figürlich gearbeitete, ineinander verschlungene Drachen angebracht. Die Krönung sind drei wappentragende Löwen. Ganz rechts ist das Herzogswappen mit der Jahreszahl 1559 zu sehen und zwei Hirsche, die Wappentiere Württembergs.

Das Göppinger Schloss ist kunst- und architekturgeschichtlich betrachtet ein frühes Beispiel für die vierflügeligen Schlossbauten der Renaissance, die die mittelalterlichen Burganlagen ablösten und gänzlich auf Repräsentation und Wohnkomfort ausgerichtet waren.   

Vom Schlosshof gelangt man über drei Rundtürme in das Innere des herrschaftlichen Gebäudes. Den Turmeingang in der südwestlichen Ecke ziert das Allianzwappen von Herzog Christoph und seiner Gemahlin Anna Maria Markgräfin von Brandenburg aus dem Jahre 1562. Die dahinterliegende „Rebenstiege“ besitzt an ihrer Unterseite eine hochrangige Steinmetzarbeit in spätgotischer Manier: Ein Rebstock schlängelt sich empor, in dessen Blüten- und Rankenwerk 13 Tier- und Menschendarstellungen eingearbeitet sind – eine Meisterleistung des Göppinger Steinmetzen Hans Neu.

Im 18. Jahrhundert lebten dann zwei Frauen aus dem Hause Württemberg im Schloss: Maria Henriette, Witwe des Erbprinzen Friedrich Ludwig von Württemberg (seit 1734 in Göppingen wohnhaft) und Maria Augusta von Thurn und Taxis, Witwe des Herzogs Karl Alexander von Württemberg (1750-1756 in Hausarrest im Göppinger Schloss). Im Sommer 1815 weilte schließlich Katharina von Württemberg, die mit Jérôme Bonaparte, dem Bruder Napoléons verheiratet war, für mehrere Wochen im Schloss, ehe die beiden weitere Exilorte aufsuchen mussten. Heute sind im Schloss Justizbehörden des Landes Baden-Württemberg untergebracht.