Stadtkirche

Direkt gegenüber dem Schloss befindet sich die Stadtkirche. Die Westseite der Kirche ist auf die Stadtmauer aufgesetzt und bildete somit die räumliche Begrenzung des alten Göppingen nach Westen.

1615 liefen die Planungen zu einem neuen Gotteshaus innerhalb der Stadtmauern an, denn die einzige Göppinger Pfarrkirche bis dahin, die Oberhofenkirche, lag ein gutes Stück außerhalb der Mauern. Die an der Stelle der heutigen Stadtkirche befindliche mittelalterliche Johannes-Kapelle war damals schon lange zu klein geworden. Daher wurde in den Jahren 1618 und 1619 eine neue Kirche errichtet.

Niemand geringerer als der renommierte württembergische Hofbaumeister Heinrich Schickhardt führte den Neubau aus. Ihm ist dabei ein besonderes Glanzstück gelungen. Der Sakralbau ist als Querkirche konzipiert, das heißt, dass die Bestuhlung und die Emporen ursprünglich nicht in die Längsrichtung der Kirche zum Altar hin, sondern quer, zum Standort der Kanzel hin orientiert waren. Diese Ausrichtung auf die Verkündigung des Wortes ist typisch für protestantische Kirchen – Göppingen war nämlich seit 1534 evangelisch, als im ganzen Herzogtum Württemberg die Reformation eingeführt wurde. Zum Vorbild für die Göppinger Kirche nahm sich Schickhardt die St. Martins-Kirche im damals württembergischen Mömpelgard, heute Montbéliard in Frankreich. Dieses Gotteshaus hatte er kurz zuvor errichtet.

Bemerkenswert ist zudem der Dachstuhl: Es handelt sich um eines der größten freitragenden, also ohne Stützen von unten auskommenden, Dachwerke in Europa. Der Kirchendachboden wurde lange Zeit als Kornlager genutzt. Am Nordgiebel der Außenseite der Kirche sieht man noch das hölzerne Tor, durch das ein eichener Kran ausgeschwenkt werden konnte, um die Getreidesäcke nach oben zu ziehen.

Der Innenraum wartet heute mit Jugendstil-Ornamenten auf, die auf eine Innenrenovierung in den Jahren 1909/ 1910 zurückgehen. Die letzte Instandsetzung fand 1974-1976 statt. Dabei wurden die Barock-Empore sowie die Jugendstildecke besonders hervorgehoben. Die Orgel stammt aus dem Jahr 1981. Neben unregelmäßig stattfindenden Gottesdiensten dient die Kirche heute nicht zuletzt aufgrund ihrer guten Akustik für vielfältige kulturelle Veranstaltungen.

Bewegt man sich von der Stadtkirche die Schlossstraße entlang nach Süden, folgt man dem Verlauf der alten Stadtmauer und gelangt schließlich zum sogenannten Alten Kasten.